Mobilität ist ein unverzichtbarer Teil des täglichen Lebens. Ebenso unverzichtbar sind in der globalisierten Wirtschaft funktionierende Lieferketten und der dafür erforderliche Gütertransport. Der Verkehrssektor, insbesondere der Straßenverkehr, zählt zu den Hauptverursachern für Treibhausgasemissionen. Der Straßengüterverkehr verursacht weltweit laut einer Prognose der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers rund 10 Prozent aller globalen CO2-Emissionen.
Güterverkehr auf die Schiene bringen
Um den Anforderungen des Pariser Klimaschutzabkommens gerecht zu werden, muss sich die Klimabilanz des Güterverkehrs drastisch verbessern. Für die Dekarbonisierung des Güterverkehrs ist neben der Vermeidung, etwa durch regionale Produktionskreisläufe, die Rückverlagerung von der Straße auf die klimaverträglichere Schiene nötig. Im Vergleich zum Transport per LKW verursacht ein Güterzug pro Tonnenkilometer nur ein Viertel der CO2-Emissionen.
Obwohl neben der Senkung der CO2-Emissionen und des volkswirtschaftlichen Nutzens auch die bessere Wirtschaftlichkeit, Planbarkeit und Sicherheit für den Transport von Gütern auf der Schiene sprechen, erfolgt diese nur zögerlich. Im europäischen Schnitt wurden 2011 nur 15 Prozent mit der Bahn transportiert. Zu den Gründen dafür zählen ein Mangel an Gleisanschlüssen bei den Unternehmen sowie Zeitaufwand und Kosten von Umschlagvorgängen.
Systemwechsel leicht gemacht
Eine zentrale Rolle für die Verkehrsverlagerung spielt deshalb der kombinierte Verkehr (KV) mit Containern und LKW-Aufliegern, da diese die „letzte Meile“ auf der Straße zurücklegen können. Allerdings gibt es dabei eine wesentliche Hürde: Mehr als 90 % der Sattelauflieger eignen sich nicht für das Umsetzen auf ein Schienenfahrzeug mittels Kran.
Die Ingenieure Dr. Hans-Jürgen Weidemann und Michael Baier entwickelten daher 1998 die CargoBeamer-Technologie, mit der nicht kranbare Sattelauflieger schnell und einfach auf die Schiene gebracht werden können. Dabei werden diese auf einer „JetModul“ genannten Transportwanne abgestellt und gemeinsam mit dieser auf einem CargoJet-Güterwagen verladen.
Das kann klassisch mittels Reach-Stacker oder Kran geschehen. Der Clou am CargoBeamer-Prinzip ist jedoch die Möglichkeit, zahlreiche Sattelauflieger samt Transportwannen gleichzeitig vollautomatisiert horizontal auf die Waggons zu schieben. Dadurch nimmt der Umschlag wesentlich weniger Zeit in Anspruch als die konventionelle Kran-Verladung. Die Be- und Entladung eines ganzen Zuges mit bis zu 36 Aufliegern kann auf diese Weise in unter 20 Minuten erfolgen.
Fahrzeuge, Terminals und Abwicklung aus einem Haus
Möglich wird die automatisierte, parallele Be- und Entladung durch den Einsatz von CargoJet-Waggons mit abklappbaren Seitenwänden sowie einer im Straßenboden eingelassenen Schiebevorrichtung. Beides wurde von der 2003 gegründeten CargoBeamer AG entwickelt. Die Gesellschaft mit Sitz in Leipzig errichtet und betreibt an wichtigen Güterverkehrs-Hubs ganze CargoBeamer-Umschlagterminals.
Heute verfügt CargoBeamer über mehr als 400 Waggons und tritt auch als Transportdienstleister auf. Dabei bietet das Unternehmen den Aufliegertransport nicht nur zwischen den Terminals in Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien an, sondern einschließlich der sogenannten „letzten Meile“ vom Ausgangs- zum Zielpunkt.
Engineering-Insourcing
Den eigentlichen Transport übernehmen dabei Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und Frächter in den Ausgangsund Zielgebieten. Ähnlich handhabte CargoBeamer bis vor wenigen Jahren die Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge und Verladeeinrichtungen. Diese wurden zwar von den hauseigenen Ingenieuren gesteuert, aber an externe Dienstleister vergeben.
Mittlerweile verfügt CargoBeamer über ein eigenes Montagewerk in Erfurt. Auch die Entwicklungskompetenz wurde ins Haus geholt, indem zunächst die Waggon-Konstruktion mit Autodesk Inventor ausgestattet wurde. „Mit dem Essen kommt der Appetit, und so kam sehr schnell auch der Wunsch nach einem zeitgemäßen Produktdatenmanagement auf“, erklärt Markus Bayer, IT-Manager bei CargoBeamer. „Zugleich sollte auch die Terminal-Konstruktion ins Haus geholt werden.“
Mit der CargoBeamer-Technologie kann ein ganzer Zug mit bis zu 36 nicht kranbaren Sattelaufliegern in unter 20 Minuten be- und entladen werden.
CAD und PDM aus einer Hand
Ein weiteres Ziel der Softwareeinführung war, den Wildwuchs an Applikationen verschiedener Hersteller zu reduzieren. CargoBeamer entschied sich daher dafür, einheitlich das in der Fahrzeugkonstruktion bereits bewährte Autodesk Inventor zu nutzen. Bezüglich der Software für das Produktdatenmanagement (PDM) ging der Entscheidung ein Auswahlprozess voraus, bei dem mehrere Produkte in Betracht gezogen wurden. „Im Sinne der Einheitlichkeit und Schnittstellenarmut entschieden wir uns nach kurzer Evaluierung für Autodesk Vault“, berichtet Bayer. „Das hat auch den Vorteil, dass wir für den Support aller verwendeten technischen Softwareprodukte auf einen einzigen Partner zurückgreifen können.“
Diesen fand CargoBeamer in der Cideon Software & Services GmbH & Co. KG. Das Unternehmen bietet neben Software von Autodesk und Eplan auch eigene Ergänzungsprodukte sowie Implementierungs- und Personalisierungsdienstleistungen und Support an.
Skalierbare Softwareausstattung
In nur drei Jahren baute CargoBeamer schlagkräftige eigene Entwicklungsteams auf. Die Softwareausstattung wurde von einem einzigen CAD-Arbeitsplatz mit Inventor auf insgesamt 15 ausgebaut. „Die Mehrzahl davon ist mit der Autodesk Product Design & Manufacturing Collection ausgestattet“, präzisiert Marcel Benedix, der CargoBeamer bei Cideon als Account Manager betreut. „Diese enthält neben der 3D-Konstruktionssoftware Autodesk Inventor Professional und AutoCAD 2D auch Autodesk Fusion 360 für die einfache Entwurfsüberprüfung.“
Ein Arbeitsplatz enthält in der Autodesk Architecture, Engineering & Construction Collection BIM-Tools wie Autodesk Forma, Civil 3D und Revit für die Planung der Terminals. Beide Autodesk-Pakete enthalten unter anderem Navisworks für die 3D-Modellprüfung, Koordination und Kollisionserkennung. Darüber hinaus nutzt CargoBeamer an zwei der maschinenbautechnischen Arbeitsplätze zusätzlich zu den Softwarewerkzeugen von Autodesk auch Eplan Electric P8 für die Elektrokonstruktion.
Professionelle Software mit Komfort-Plus
Für die Verwaltung der Konstruktions- und Entwicklungsdaten nutzt CargoBeamer Autodesk Vault, seit einem kürzlich erfolgten Upgrade von Vault Professional Server 2023. Die Implementierung und Inbetriebnahme der Softwareausstattung durch Cideon gestaltete sich trotz der pandemiebedingt außergewöhnlichen Arbeitsbedingungen reibungslos und war in kurzer Zeit erledigt; der Schulungsbedarf der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschränkte sich auf zwei Tage. Dabei war es hilfreich, dass die hardware- und betriebssystemseitige IT-Betreuung von CargoBeamer durch die KUPPER IT GmbH erfolgt, einem langjährigen Cideon-Partner.
Ergänzt wird die Ausstattung durch die Cideon Inventor Toolbox und die Cideon Vault Toolbox. Diese bietet mit zahlreichen Tools die Möglichkeit, aus CAD-Dateien automatisiert verschiedene Exportformate abzuleiten, etwa PDF- oder STEP-Dateien. Zudem ergänzt sie Vault um Funktionen etwa zur Bestempelung von PDF-Dateien im Freigabeprozess, zum Sammeln aller relevanter Dateien einer Baugruppe, zur Klassifizierung und Attributsvererbung.
„Die Cideon Inventor Toolbox und die Cideon Vault Toolbox bieten uns vor allem die Möglichkeit, die Prozesse hinter den iProperties zu optimieren und zu automatisieren“, bestätigt Philipp Berkemeier, Entwicklung Maschinentechnik bei CargoBeamer. „Die Zeitersparnis durch die Toolboxen ist substanziell.“
Schritte in die Zukunft
Neben der Implementierung der Software sind für die Einführung eines unternehmensweiten PDM-Systems auch organisatorische Vorbereitungen erforderlich, ohne die es seine vorteilhaften Nutzeffekte nur eingeschränkt abliefern kann. „Noch sind wir mit der Aufbereitung der aus unterschiedlichen externen Quellen stammenden Konstruktionsdaten beschäftigt“, sagt Bayer. „Die Einführung der Work flow-Mechanismen von Autodesk Vault mit den Bearbeitungs- und Freigabeprozessen ist noch in Vorbereitung."
Ebenso noch Zukunftsmusik ist die Anbindung an ein (neues) ERP-System, die nach dem Umstieg auf die neue Software erfolgen soll. „Im Endausbau steht uns über das gesamte Unternehmen eine Single Source of Truth für technische Informationen zur Verfügung“, schließt der IT-Manager und ergänzt: „Das bietet uns eine wesentliche Unterstützung bei der Gestaltung und Umsetzung von Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Warenverkehr.“
Für die Planung der Terminals nutzt CargoBeamer die Autodesk Architecture, Engineering & Construction Collection mit BIM-Tools wie Autodesk Forma, Civil 3D und Revit. Als Klammer über die komplexe Softwarelandschaft und Single Source of Truth ist Autodesk Vault Professional im Einsatz, ergänzt um die Cideon Vault Toolbox.
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