Wie wichtig Hygiene ist, hat uns nicht zuletzt die zurückliegende COVID-Pandemie deutlich vor Augen geführt. Reinheit, die über das übliche Maß der Hygiene hinausgeht, ist Grundvoraussetzung für die industrielle Produktion vieler Dinge. Zu diesen gehören Medikamente und Impfstoffe ebenso wie die Mikroelektronik. Auch Lebensmittel halten wesentlich länger, wenn bei Produktion und Verpackung Organismen und Keime ferngehalten werden.
Um partikuläre Verunreinigungen – etwa Staub – und die Kontamination durch Keime zu vermeiden, finden daher kritische Produktionsschritte von empfindlichen Produkten sowie Arbeiten in Forschungslaboren, in Reinraumumgebungen statt. Erzielt wird die erhöhte Luftreinheit im Reinraum meist durch lufttechnische Anlagen, welche für einen sehr häufigen Austausch der Luft sorgen. Dies geschieht durch einen kontrollierten Über- oder Unterdruck in verschiedenen Zonen, der das Eindringen von Verunreinigungen erschwert oder verhindert. Darüber hinaus wird die Luft häufig mit Oxidationsmitteln wie Wasserstoffperoxid (H2O2) zur Desinfektion beaufschlagt.
Allerdings sind Reinräume nie ganz abgeschlossen, denn Mensch und Material müssen hinein- und auch wieder hinausgelangen. Deshalb weisen Anlagen für die Reinraumtechnik oft hierarchische Strukturen mit unterschiedlichen Druckzonen und zahlreichen Schleusen auf. Sie sind oft nicht nur groß und komplex, sondern aufgrund des hohen Luftdurchsatzes auch energieintensiv und weisen einen großen CO2-Fußabdruck auf.
Nachhaltigere Reinraumtechnik
Zuverlässigen Schutz für Menschen, Tiere, Produkte und die Forschungsarbeit zu bieten und dabei durch einen kleinen CO2-Fußabdruck die Umwelt zu schonen, ist der Leitgedanke der Ortner Reinraumtechnik GmbH (Ortner). Das 1996 als Lüftungs- und Klimaanlagenbauer gegründete eigentümergeführte Unternehmen mit Sitz in Villach (Österreich) bietet lufttechnische Anlagen für die Halbleiterfertigung (Hook-up) sowie passende Dienstleistungen, etwa dem Maschinentransfer innerhalb des Werks. Mittlerweile entwickelt, produziert und installiert Ortner Reinraumanlagen auch für die Pharma-, Life Science- und Lebensmittelindustrie.
Wichtige Beiträge für die Umweltfreundlichkeit von Reinraumanlagen leisten von Ortner entwickelte und patentierte Technologien. Zu diesen gehören fahrerlose Transportsysteme mit Automated Guided Vehicles (AGV), ein Düsensystem zur Raumdekontamination, die H2O2-Dekontamination zur Desinfektion mittels Wasserstoffperoxid-Begasung oder die Photodynamic Disinfection certified Technology (PDcT), ein für Menschen ungefährliches Verfahren zur mikrobiologischen Inaktivierung von Keimen auf Oberflächen mit der Kraft des Lichts. Damit ist es erstmals möglich, Menschen in ihrem Arbeitsumfeld zu dekontaminieren und damit die Übertragung von Keimen zu minimieren.
Um die Material- und Personenschleusen, Laminarflow-Systeme, Filter Fan Units, Isolatoren, Reinluft- und Dekontaminationsanlagen für die Kunden möglichst wirtschaftlich zu gestalten, erfolgte eine Standardisierung im Engineering. So entstand z. B. etwa eine ausgereifte Produktlinie vollautomatisierter, auch mittels AGV befahrbarer Dekontaminationsschleusen, die zu 100 % im Umluftbetrieb operieren, wobei der Chemikalienabbau bzw. die Neutralisierung direkt in den Anlagen erfolgt. Gemeinsam mit dem Research Center Pharmaceutical Engineering in Graz entwickelte Ortner eine 3D-Simulation, bei der mittels Computational Fluid Dynamics (CFD) berechnet wird, wie die H2O2 Dekontamination in einem Raum vollflächig vor sich gehen muss, um Oberflächen nicht zu beschädigen.
Wissen braucht Management
Um führende Produkte zu wettbewerbsfähigen Kosten auf den Markt zu bringen, dabei die Versorgungs- und Prozesssicherheit zu erhöhen und zugleich negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren, braucht es effiziente Produktentstehungsprozesse. In der Konstruktion nutzt Ortner bereits seit 2007 Autodesk Produkte wie Autodesk Inventor, die das Unternehmen bei Autodesk Platinum Partner CIDEON Software & Services GmbH & Co. KG (Cideon) bezieht.
Im Jahr 2015 begann die Ausstattung mit Autodesk Vault. Die Software für das Produktdatenmanagement (PDM) wird in Autodesk Konstruktionswerkzeuge und andere CAD-Systeme integriert, sodass alle Beteiligten mit einer zentralen Quelle organisierter Daten arbeiten können. „Uns war von Beginn an klar, dass dies nur ein erster Schritt ist“, erklärt Peter Golger, Konstruktionsleiter bei Ortner. „Die durchgängige Digitalisierung der Produkte und ihrer Entstehungsprozesse wird immer mehr zur Notwendigkeit und wird oft auch von Kunden gefordert.“
Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sie lebt von der praktischen Anwendung in allen Abschnitten des Produktlebenszyklus. Deshalb sollte ihre Nutzung auch nicht auf die Entwicklungsabteilungen und ihr Datenbestand nicht auf die Konstruktionsdaten beschränkt bleiben. „Wir stellten uns daher bereits sehr früh die Frage der Datenverknüpfung zwischen den unterschiedlichen Autorensystemen“, erklärt Peter Salbrechter, Projektmanager bei Ortner. „Um zu vermeiden, dass Daten in den verschiedenen Fachabteilungen immer wieder neu angelegt werden müssen, braucht es eine durchgängige Informationsnutzung über alle Systeme hinweg, einschließlich der kaufmännischen Software.“
Lesen Sie mehr über das Projekt zwischen Ortner und Cideon im Referenzbericht:
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