Verunreinigtes Abwasser aus Haushalt und Industrie darf nicht ohne weiteres in Bäche, Flüsse, Seen und Meere geleitet werden. Um es in den Gewässerkreislauf rückzuführen, muss es zuvor in Kläranlagen in mehrstufigen Verfahren gereinigt, also von den verunreinigenden Bestandteilen befreit werden. Bei der Abwasserreinigung fällt dabei Klärschlamm an, der fachgerecht entsorgt werden muss. Dabei geht in vielen Ländern der Trend zur energetischen Nutzung als Brennstoff. Dafür ist eine entsprechende Vorbehandlung des Schlammes unabdingbar, vor allem, um den mit rund 95 % sehr hohen Wassergehalt und damit die zu transportierende Masse zu reduzieren. Das erhöht zugleich den Heizwert des Klärschlamms, der sich im trockenen Zustand mit dem von Braunkohle vergleichen lässt.
Genau an dieser Stelle kommt die HUBER SE mit Sitz in Berching-Erasbach in der Oberpfalz (Bayern) ins Spiel. Das Unternehmen ist auf die Entwicklung und Produktion von Maschinen, Anlagen und Ausrüstungsteilen aus Edelstahl für die kommunale und industrielle Wasseraufbereitung, Abwasserreinigung und Schlammbehandlung spezialisiert. Als ein weltweit führender Hersteller bietet das in sechster Generation eigentümergeführte Familienunternehmen aus einer Hand maßgeschneiderte Lösungen für die gesamte Verfahrenskette, vom Sieben und Eindicken über das Entwässern bis zum Trocknen von Klärschlamm.
Anlagenplanung ≠ Konstruktion
Für die mechanische Konstruktion (CAD) verwendet HUBER bereits seit vielen Jahren eine etablierte Software mit parametrischen Modellierungsfunktionen und ein Produktdatenmanagement-Tool (PDM) desselben Herstellers. Allerdings sind diese Programme besonders für die Projektierung und Layoutplanung nicht ideal, bei der die Maschinen gemeinsam mit Fremdgewerken wie Beton- und Stahlbau sowie weiterer Anlagenperipherie und Rohrleitungen zu Gesamtanlagen vereint werden.
„Die Gesamtplanung von Großprojekten erzeugt riesige Datenmengen, die vor allem bei der Zeichnungsableitung das bisherige CAD-System an seine Grenzen brachte“, sagt Karlheinz Bechtl, Teamleiter Anlagenplanung Trockner bei HUBER.
Zusätzlich zur verlängerten Dauer der Planerstellung gestaltete sich der Datenaustausch mit externen Planern mühsam, da immer öfter BIM-Datenformate für den Datenaustausch gefordert werden. Zudem störte die HUBER Anlagenplaner auch die wenig präsentable Darstellungsform. Beides ist wichtig, da in solchen Großprojekten meist zahlreiche Abstimmungsrunden erforderlich sind und Änderungen auch während der Projektlaufzeit auf der Tagesordnung stehen. „Externe Planerinnen und Planer arbeiten häufig mit Autodesk Produkten, wenn es um Gebäude oder Verrohrungen geht, meist mit Revit“, berichtet Karlheinz Bechtl. „Deshalb war es für uns naheliegend, uns ebenfalls in dieser Richtung umzusehen.“
Fortschritt durch Automatisierung
Die tatsächlich gewählte Lösung besteht aus einer Kombination aus Autodesk Inventor, Revit und Navisworks sowie von Cideon entwickelten kundenspezifischen Anpassungen. Inventor wird genutzt für die Vereinfachung der Konstruktionsmodelle, zur Anreicherung von Metadaten hinsichtlich der BIM-Konformität sowie zur Maschinenaufstellungsplanung. Autodesk Revit dient anschließend der Gesamtanlagen- und Rohrleitungsplanung. Inventor und Revit spielen dabei ihre ideale Interoperabilität aus. Autodesk Navisworks optimiert darüber hinaus die Koordination und Kollisionskontrolle. Die von Cideon auf HUBER SE individuell zugeschnittenen Entwicklungen und Workflows haben die Effizienz zusätzlich gesteigert.
Obwohl Inventor den Import von Drittanbieterdateien als AnyCAD-Referenzmodell ermöglicht, hält HUBER zum Schutz des geistigen Eigentums bewusst an der Praxis fest, für die Anlagenplanung mit Inventor vereinfachte Modelle aus den an anderer Stelle im Unternehmen detailliert konstruierten Maschinen zu erzeugen. „Dabei handelt es sich um unabhängig von der Detailkonstruktion erzeugte, konfigurierbare Volumenmodelle, jedoch mit angefügten BIM-Konnektoren, etwa für die Verrohrung“, erläutert Daniel Fanderl, Anlagenplaner bei HUBER. „Dieser Zwischenschritt war auch früher schon so erfolgt, er wurde jedoch durch den Einsatz von Inventor mit den komfortablen iLogic Funktionen deutlich intuitiver und dadurch komfortabler und einfacher als mit der zuvor genutzten CAD-Software.“
Mit einfachen Möglichkeiten zum Erfassen und Wiederverwenden konstruktiver Elemente unterstützt iLogic die Standardisierung von Konstruktionsprozessen. Es ermöglicht die Erstellung eines individuellen Regelwerkes ohne vertiefte Programmierkenntnisse, und damit eine regelgesteuerte, automatisierte Konstruktion.
Anschließend integrieren die Anlagenplanerinnen und -Planer die Inventor Modelle in Modelle der Gesamtanlage, die nun in Revit erstellt werden. In dieser Autodesk Software erfolgt die Planung der umgebenden Strukturen und der Rohrleitungen, etwa für Lüftung oder Heizung. Die Zusammenführung aller Gewerke einschließlich der Gebäude ist nicht zuletzt auch eine Voraussetzung für die Betrachtung und Beeinflussung der Gesamtenergieeffizienz.
Lesen Sie mehr über das Projekt zwischen HUBER SE und Cideon im Referenzbericht:
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